Die Lehrkraft ist krank, nimmt an einer Fortbildung teil oder ist mit einer anderen Klasse unterwegs. Um trotzdem eine sinnvolle Nutzung der Unterrichtszeit zu ermöglichen, haben wir am MSG die so genannte „Lernzeit“ eingeführt.
Zunächst bemühen sich die Stundenplaner beim Ausfall einer Lehrkraft natürlich um den Ersatz durch anderen Fachunterricht. Dieses Vorgehen hat aber seine Grenzen. Denn oft ist es nicht möglich, in der entsprechenden Stunde tatsächlich eine Lehrkraft einzusetzen, die in der betroffenen Klasse Fachunterricht hat. Stundenausfall lässt sich deshalb nicht immer vermeiden.
Oft aber ist auch deswegen kein sinnvoller Ersatzunterricht möglich, weil es sich um eine Lerngruppe handelt, die sich aus Schülerinnen und Schülern mehrerer Klassen zusammensetzt und die daher im Stundenplan nicht beweglich ist. Dann muss eine Vertretungskraft die Aufsicht führen.
Wenn eine solche Situation bereits am Vortag absehbar ist, setzen wir im Vertretungsplan die „Lernzeit“ an. Sie findet unter Aufsicht einer Lehrkraft, die nicht regulär in der Klasse unterrichtet, statt.
Diese Stunde verläuft in absoluter Stille und kann von jedem Schüler und jeder Schülerin selbstständig zum Lernen genutzt werden. So lernt in einer Lernzeit-Stunde der eine Vokabeln, ein anderer bereitet sich auf eine Klassenarbeit vor, andere machen Hausaufgaben und wieder andere lesen einfach ein Buch. Dies bedeutet aber auch, dass sich jeder selbst organisieren und vorplanen muss, um gegebenenfalls Material mit zur Schule zu bringen. Unsere Schülerschaft ist durch die Lernzeit in die Selbstverantwortung gerufen.
Damit es wirklich funktionieren kann, dass 20 bis 30 Kinder und Jugendliche still dasitzen und diszipliniert arbeiten, braucht es aber klare und – bewusst – auch strenge Regeln. Daher gilt:
1. Vor der Arbeitsphase müssen alle benötigten Arbeitsmaterialien bereitgelegt werden.
2. Die Aufsicht sagt Beginn und Ende der Stillarbeitsphase an.
3. Jeder sitzt an seinem Platz und arbeitet still für sich selbst.
4. Während der Arbeitsphase finden keinerlei Austausch und Gespräche statt.
Mit einer gelben Karte verwarnt die Lehrkraft Schülerinnen oder Schüler, die gegen die Regeln verstoßen, mit der roten Karte wird der Schüler des Lernraums in die Auszeit verwiesen.
Unsere Erfahrungen:
Wir Lehrkräfte nehmen immer wieder mit Freude wahr, wie problemlos und diszipliniert sich die Schülerinnen und Schüler auf dieses Konzept einlassen. Immer wieder melden uns die Kinder und Jugendlichen zurück, dass sie diese stillen Zeiten des Lernens gut nutzen können. Auch wünschen sich einige Klassen den Einsatz der gelben und roten Karte als Aufmerksamkeitssignale im alltäglichen Unterrichtsgeschehen. Die Lernzeit wird also fester Bestandteil unseres Schullebens bleiben.
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